Alles richtig gemacht

Als mich die künftige Braut Franziska kurz vor ihrem großen Tag anrief, zog Erleichterung und Dankbarkeit in mich ein. Sie teilte mir mit, dass sie für mich eine Unterkunft in Polen gebucht hätte. Andernfalls hätte ich in vor dem Morgengrauen fünf Stunden mit dem Auto zur Hochzeit in Schloss Wernersdorf fahren müssen, inklusive Zeit im Nacken.

So konnte ich ganz entspannt am Vortag losdüsen. Im Gepäck befand sich eine spannende Rede, wie ich fand. Franziska lernte ihren künftigen Mann tatsächlich beim Bewerbungsgespräch kennen. Er wurde ihr Chef und schließlich sogar noch mehr, was natürlich für viele Irrungen und Verwicklungen im Vorfeld gesorgt hat. Aber: Die Liebe siegte!

Als mein Auto die polnische Grenze überquerte traute ich meinen Augen kaum. Ich fuhr in eine Baustelle, die tatsächlich nur über eine einzige Spur verfügte! Und weißt Du, wie lang dieser herrliche Autobahnabschnitt war? 70 Kilometer!!! Mit Tempo 60 und manchmal auch mit 30 km/h zu befahren!!!

Daran hielt ich mich mal lieber nicht, aber kannst Du Dir vorstellen, wie sauanstrengend es ist, derart ewig lang über die Autobahn zu zuckeln? Ich machte drei Kreuze, dass die Hochzeit am nächsten Tag stattfinden würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit verließ ich endlich die Autobahn und fuhr durch malerische polnische Dörfer, die ein wenig aus der Zeit gefallen schienen, um schließlich an meinem AirBnb anzukommen, an dem ich sogleich freudig begrüßt wurde. Ich bewohnte eine ganze Wohnung, die auch noch hübsch eingerichtet war!

Allerdings war es schon spät, an einen Restaurantbesuch war nicht mehr zu denken und mir knurrte der Magen. Da dachte ich, doch einfach mal zu schauen, wo denn das Schloss Wernersdorf sein möge. Es war tatsächlich nur wenige hundert Meter von meiner Bleibe entfernt und so machte ich mich auf den Weg dorthin. Vielleicht könnte ich ja einen Happen zu essen bekommen.

Ich kam an die Schlossmauer und sah das imposante 5 Sterne Schlosshotel, ging durch den Garten mitsamt seinen Skulpturen, kam zur Tür des Schlosses und lief fast Bräutigam Konrad in die Arme. Er begrüßte mich herzlich und wies auf das Buffet hin, von dem ich mich bedienen könne und solle mir etwas zu trinken eingießen. Puh, das verlief besser, als ich erwarten konnte, denn schließlich hatte ich mich nicht angesagt.

Also nahm ich mir Piroggen, Salat und Bier und lernte sogleich einige Freunde der Beiden kennen. Es gab noch ein Quiz zum Paar, es wurde munter gebechert, aber ich blieb tatsächlich vernünftig und machte ich mich kurz nach Mitternacht auf den Weg zu meiner Wohnung.

Eine eindrucksvolle Burger-Etagere zum Empfang

Am nächsten Tag befand ich tatsächlich, dass Franziska und Konrad mit ihrer Planung alles richtig gemacht hatten. Es gab VOR der Trauung einen tollen Empfang, mit Burgern, Fingerfood und Sekt, so dass die Gäste in der idealen Laune für die Zeremonie waren. Neben meiner Rede, die glücklicherweise sehr gut ankam, erlebten die Gäste, das Paar und ich einen Gesang von Cary, der mich in 9 Jahren am Allermeisten berührte. Und das mit einem Song von Marc Forster! Heute, morgen, übermorgen. Das war keine gewöhnliche Hochzeitssängerin, sondern ein potenzieller Star!

Ich drückte die Tränen weg, die auch noch mal aufkamen, als Freunde und Verwandte liebe Fürbitten vortrugen. Da fehlten mir noch nicht mal die persönlichen Worte, die sonst immer mein Lieblingsteil einer freien Trauung darstellen.

Diese Zeremonie bestach durch eine sagenhafte Stimmung. Lachen und Weinen gaben den Staffelstab weiter, es war eine große Freude, das Brautpaar anzusehen, denen die Emotionen ins Gesicht geschrieben waren.

Der anschließende Umtrunk war herzlich und ausgelassen, anschließend sang abermals Cary mitsamt Band, es wurde deutlich, dass die gesamte Schar richtig Bock zu feiern hatte. Riesige Wodkaflaschen wanderten ins Eis und ich stellte fest, dass hier noch eine amtliche Party stattfinden wird.

Franziska und Konrad haben alles richtig gemacht, indem sie ein ganzes Wochenende gefeiert haben, was erfahrungsgemäß die beste Stimmung hervorruft, dank der Wahl des Ortes, konnten sie mit dem Essen und den Getränken richtig klotzen, in Polen feiert es sich günstiger, es gab den Empfang vor der Zeremonie und sie wählten die allerbeste Musik. Es gab ein Videographen-Team und einen hoffentlich ganz passablen Redner ; )

Die Fotos sind von Paul Träger gemacht worden.


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