Es gibt Hochzeitsmomente, die ich als Redner niemals vergessen werde. Einen solchen erlebte ich bei der Zeremonie von Charly und Frank und ihren beiden entzückenden Kindern. Das Besondere an dieser freien Trauung war, dass nicht nur das Brautpaar gefeiert wurde, sondern auch die Heilung der kleinen Tochter Nina. Sie litt über zwei Jahre an einem bösartigen Hirntumor und war dennoch ein wahrer Sonnenschein auf diversen Krankenstationen. Da krieg ich gleich Tränen in den Augen, wenn ich daran denke. Charly und Frank waren wunderbar herzlich und offen und erzählten mir alles Schöne und auch alles Schreckliche, das sich glücklicherweise nach einer quälend langen Tortur auflösen sollte. So gab es gleich zweierlei zu feiern!
Ich empfand es als absolut stimmig, dass Charly und Frank mitsamt ihren Kindern einzogen. Ich bin sonst kein großer Freund des Gemeinsam-Reinkommens, weil so ein wenig Magie flöten gehen kann, aber bei der Geschichte, den diese Familie erlebt hat, konnten sie gar nicht anders, als glücklich gemeinsam durch die jubelnde Hochzeitsgesellschaft zu gehen.
Der Moment, von dem ich eingangs sprach, ereignete sich wenige Sekunden, nachdem die Vier unter dem offenen Pavillon Platz genommen haben. Ich leitete ein, dass wir nicht nur die Liebe von Charly und Frank feiern, sondern auch die Heilung von Nina. In der Rede fand das Ganze wortreicher statt, aber thematisch war es so. In dem Moment, als Nina erwähnt wurde, strömten aus der gerade noch lachenden Charly die Tränen. Und in exakt gleicher Sekunde umarmt Nina ihre Mama und tröstet sie. So, wie es sie schon viele Male getan hat, wenn ihre Mutter ihretwegen weinte. Als wäre der Preis für ihre überstandenen Erlebnisse eine große Portion innere Weisheit gewesen. Dieses Mädchen steckte mit ihrer Fröhlichkeit alle an.
Natürlich fand in der Rede auch die herrlich lustige und anrührende Liebesgeschichte von Charly und Frank statt, so dass die traurigen Momente nicht die Oberhand gewinnen konnten. Ich finde, dass man auch Trauriges in einer Hochzeitsrede unterbringen kann, wenn fast ausschließlich über Schönes gesprochen wird. Es gibt der Rede, wie einem traurigen, aber wunderschönen Lied, mehr emotionale Tiefe. Und dass es auch lustig war, zeigt das Bild doch ganz anschaulich.
Eine ganz hervorragende Idee von Charly und Frank empfehle ich jetzt immer gerne weiter. Sie schickten vorab Karten an ihre Gäste mit Fragen wie: Wie hast Du uns kennengelernt? Beschreibe uns mit drei Worten! Was war Dein lustigstes Erlebnis mit uns. Was wünscht Ihr uns?
Die besten Antworten las ich nach der Rede vor und fragte bei den jeweiligen Verfassern und Verfasserinnen nach, was zu einer sehr schönen Dynamik führte. Alles, was persönlich ist, stellt einen emotionalen Gewinn dar. Und so war diese Hochzeitszeremonie ein wahres Feuerwerk der Emotionen.